|
|
|
Stellungnahme - ROBOT FOTO UND ELECTRONIC GMBH |
|
|
TRAFFIPAX-Verkehrsüberwachungstechnik, Ihre E-Mail vom 9.8.1999
Sehr geehrter Herr Heier,
Ihre Internet-Website http://www.radarfalle.de ist uns durchaus ein Begriff, und wir
geben gerne zu, daß wir es, wenn es die Zeit erlaubt, recht unterhaltsam finden, hierin
zu stöbern. Besonders amüsieren uns immer wieder die teilweise bizarren Tips und Tricks,
mit denen sich rasende Verkehrsteilnehmer vor den ach so schlimmen Radarfallen zu
schützen versuchen.
Auch wenn wir als nicht ganz unbedeutender Hersteller von Verkehrsüberwachungsanlagen
die Solidargemeinschaft der Raser aus verständlichen Gründen nicht unterstützten
möchten, ist es Prinzip unserer Geschäftspolitik, interessierten Kreisen jedweder
Couleur Informationen über unsere Technik zugänglich zu machen.
Aus diesem Grunde erhalten Sie beigefügt Prospekte über folgende Produkte:
[...]
Gebrauchsanweisungen für die vorstehenden Geräte stellen wir, und das bitten wir zu
verstehen, nur den Anwendern selbst oder vereidigten Sachverständigen (gegen Entgeld) zur
Verfügung.
Da wir, wie schon gesagt, eine absolut offene Informationspolitik betreiben, haben wir
gegen eine teilweise oder auch vollständige Veröffentlichung der Prospekte in Ihrer
Website nichts einzuwenden.
Wenn wir nun schon einmal den Kontakt mit Ihnen eingegangen sind und darüber hinaus
Bereitschaft zeigen, Sie mit Informationsmaterial zu versorgen, so halten wir es
gleichzeitig für unsere Pflicht, Sie als Autor ganz persönlich anzusprechen und an Ihr
(sicherlich vorhandenes) Verantwortungsgefühl zu appellieren.
Viele Medienbeiträge lassen heute jegliches Gespür für Fragen der Verkehrssicherheit
vermissen. Oft ist noch nicht einmal der Hauch einer differenzierten Betrachtungsweise
erkennbar. Es entsteht der Eindruck, als würde von interessierten Kreisen heute
ausschließlich der Gedanke der primitiven Abzockerei verfolgt und dem Slogan "Freie
Fahrt dem freien Bürger" das Wort geredet.
Wir bedauern es außerordentlich, daß das Thema Verkehrssicherheit auf Ihrer Website
und auch in vielen anderen Publikationen praktisch keine Beachtung findet. Schließlich
haben Sie durchaus meinungsbildende Macht und damit ein hohes Maß an gesellschaftlicher
Verantwortung. Für all diejenigen, die mit dem Thema Verkehrssicherheit
verantwortungsvoll umgehen, ist es geradezu ein Schlag ins Gesicht, wenn man
verkehrswidriges Verhalten gewissermaßen als Kavaliersdelikt bezeichnet und alle, die
sich ernsthaft um Verkehrssicherheit bemühen, in die Gilde der Abzocker einordnet.
Damit Sie künftig in der Lage sind, etwas differenzierter über die kommunale und
polizeiliche Verkehrsüberwachung zu informieren, fassen wir die wesentlichen Aspekte wie
folgt zusammen:
- Nicht angepaßte Geschwindigkeit ist nach wie vor Unfallursache Nr.1 in Deutschland.
Dies weisen die jährlichen Verkehrsunfallstatistiken immer wieder aus.
- Im Jahre 1998 starben in Deutschland wieder fast 10.000 Menschen im Straßenverkehr,
davon mehr als 3.000 innerhalb geschlossener Ortschaften. Hauptbetroffene sind Fußgänger
und Radfahrer, Kinder und ältere Menschen.
- Der volkswirtschaftliche Schaden, der der Gesellschaft durch Verkehrsunfälle entsteht,
geht in die Milliarden.
- Allein aus diesen Gründen ist der Staat dem Bürger gegenüber geradezu verpflichtet,
einen Beitrag zur Gefahrenabwehr zu leisten. Dies geschieht sowohl durch
verkehrserzieherische Maßnahmen (Finanzielle Unterstützung der Verkehrswacht,
Verkehrserziehung in den Schulen, mahnende Appelle an den Verkehrsteilnehmer bei
Verkehrskontrollen durch die Polizei) als auch durch straßenbauliche Maßnahmen
(Instandhaltung von Straßen, Aufpflasterungen in verkehrsberuhigten Zonen, Umwandlung
von gefährlichen Kreuzungen in Kreisverkehr, Bau von Umgehungsstraßen).
- Verkehrserziehung und straßenbauliche Veränderungen allein führen jedoch eindeutig
nicht zum Ziel. Alle Experten sind sich einig, daß ein hohes Maß an Verkehrssicherheit
nur dann erreicht werden kann, wenn die präventiv wirkenden Aufgaben flankiert werden
durch sinnvolle Überwachungen des Straßenverkehrs mit repressiven Folgen für den
Verkehrsteilnehmer.
- Zu Beginn der Verkehrsüberwachung war die repressive Überwachung ausschließlich
Aufgabe der Polizei. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und um die Polizei für die
notwendige Intensivierung der Verbrechensbekämpfung zu entlasten, wurde seitens der
Innenministerien die Verantwortung für die Überwachung des fließenden Verkehrs auch auf
kommunale Behörden (Landkreise, Stadtverwaltungen) übertragen. Die kommunalen Behörden
waren gehalten, das aufgrund der reduzierten
polizeilichen Überwachungstätigkeit entstehende Vakuum auszugleichen. Insofern kann man
den Einstieg einer kommunalen Behörde in die fotografische Verkehrsüberwachung auch als
von höherer Stelle auferlegte Pflicht verstehen.
- Geregelt wurde (und wird) die kommunale Verkehrsüberwachung durch entsprechende Erlasse
der Innenministerien. In diesen ist eindeutig geregelt, wie fotografische
Verkehrsüberwachung durchzuführen ist. So gilt bundesweit, daß nur an Stellen
überwacht werden sollte, die aufgrund der Unfallstatistiken einen besonderen
Gefährdungscharakter aufweisen oder sich in anderen schützenswerten Bereichen (Schulen,
Kindergärten, Altenheime, 30-km-Zonen) befinden.
- Bei der Festlegung der Meßstandorte arbeiten die kommunalen Behörden grundsätzlich
mit der Polizei zusammen. In der Regel wird die Unfallkommission bemüht, die nach bestem
Wissen und Gewissen die Meßstellen festlegt.
- Diese werden grundsätzlich von den kommunalen Behörden veröffentlicht, um dem Bürger
zu zeigen, daß man nichts zu verbergen
hat. Gleichzeitig ist mit der Bekanntgabe der Meßstellen eine hohe Präventivwirkung
verbunden. Allein hieran kann man erkennen, daß das Ziel der fotografischen
Verkehrsüberwachung nicht mit finanziellen Aspekten verbunden ist, sondern sich
ausschließlich an dem Gedanken der Erhöhung der Verkehrssicherheit orientiert.
- Wie sehr fotografische Verkehrsüberwachung Gefahr für Leib und Leben abwenden kann,
zeigt das Beispiel des Kreises Borken in Westfalen.
Dieser Kreis ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der stationären
Geschwindigkeitsüberwachung. Seit 1991 setzt man zur Entschärfung von Unfallbrennpunkten
stationäre Verkehrssicherheitsstechnik unseres Hauses ein. Um die Wirksamkeit zu
dokumentieren, führte die Kreispolizeibehörde Borken im Bereich der Meßplätze eine
"Vorher" - "Nachher" -Unfallanalyse durch.
Die Anzahl der Unfälle ging im Vergleichszeitraum von 3 Jahren von 330 auf 183 zurück
(-44,5 %), die Anzahl der Verletzten reduzierte sich von 224 auf 95 (-54,6 %) und die
Anzahl der getöteten Verkehrsteilnehmer vermindertes sich um 19 Personen von 24 auf 5 (-
79,2 %).
Wie Sie aus den vorstehenden Ausführungen entnehmen können, ist fotografische
Verkehrsüberwachung sinnvoll und zwingend notwendig. Sie findet niemals aus monetären
Gründen statt sondern immer nur mit dem Ziel, dem Bürger eine sichere Teilnahme am
Straßenverkehr zu ermöglichen. Insofern liegt die fotografische Verkehrsüberwachung im
Bürgerinteresse und ist keineswegs gegen den Bürger gerichtet.
Im übrigen kommen die Überschüsse aus der fotografischen Verkehrsüberwachung
(sofern es überhaupt angesichts der Geräte- Personal- und Folgekosten überhaupt
Überschüsse gibt) niemandem sonst als dem Bürger zugute, denn hiermit werden zum
Beispiel kostenaufwendige verkehrsberuhigte Zonen finanziert, für deren Einrichtung
ansonsten die kommunalen Abgaben erhöht werden müßten.
Wir würden es begrüßen, wenn Sie künftig in der Lage wären, die vorstehend
genannten Aspekte in ihrer Website oder auch in anderen Publikationen zu berücksichtigen.
Hiermit könnten Sie als Autor einen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
leisten und darüber hinaus nicht zuletzt auch Ihre Fachkompetenz unter Beweis stellen.
Mit freundlichen Grüßen
ROBOT FOTO UND ELECTRONIC GMBH
Verkehrssicherheitssysteme
|
|
|
INFOBOX |
|
|
|
|
Autor:
|
|
Quelle:
ROBOT |
|
Bildquelle:
|
|
Erstellt:
Sommer 2000 |
|
|
|
|
|